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  • Michaela Scheuplein -
  • Sprechen

eine Stunde Natur nur für euch

Sprache lerne ich nur, wenn ich Lust habe mit dir zu kommunizieren. Ich will, dass du mich noch einmal in die Luft wirfst. Ich lache dich an und zeige dir mit meiner Mimik, dass du mich erneut in die Luft werfen sollst. Wenn du es nicht tust, dann werde ich an deinem Arm ziehen und deinen Blick flehend suchen. Wenn das nicht ausreicht werde ich etwas dramatischer und beginne zu jammern, zu weinen oder zu schreien.

Und plötzlich sagen ich zu dir: „HOCH!“

Du nimmst mich hoch und wirfst mich wieder in die Luft. Ich vertraue dir, dass du mich wieder fängst. Ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann und das lässt mich so losgelöst strahlen. Mein neues Wort ?HOCH? habe ich mit einem schönen Moment verknüpft, sodass es jederzeit erneut in meiner kleinen Kinderwelt verwendet werden kann.

Das Sprechen hat eine Bedeutung bekommen und somit beginnt dein Kind die ersten Wörter gemeinsam mit dir zu sammeln. Durch gemeinsames Spielen oder Toben handelt ihr zusammen. Dabei entdeckt dein Kind die Selbstwirksamkeit und wie es in Kombination mit dem Sprechen seine Umwelt zu seinem Zweck verändern kann.

  • Gemeinsames Spielen oder Handeln (Selbstwirksamkeit)
  • Sprache kommt durch dich hinzu (Input)
  • Neue Worte werden gespeichert (Verstehen)
  • Worte werden passend zur Situationen abgerufen (Sprechen)

zum Ausprobieren

Zieht euch dem Wetter angepasst an und nehmt eine kleine Tasche für die Zeit an der frischen Luft mit. Spielzeuge, Bücher und Handys dürfen heute einmal zu Hause bleiben. Es ist ein Selbstversuch für dich und dein Kind.

Eine Stunde Zeit für euch.

Sucht euch einen kleinen Weg oder ein Waldstück aus. Lauft gemeinsam los und schaut was euch begegnet.

Es ist zu Beginn sehr ungewohnt ruhig. Ich brauche auch immer einen Moment bis ich meine kreisenden Gedanken, um die noch anstehenden ToDo´s des Alltags loslassen kann.

Dein Kind beginnt vielleicht kleinere oder größere Stöcke zu sammeln. Ihr lacht gemeinsam, wie es einen riesigen Stock hinter sich herzieht und kaum vorankommt. Oder dein Kind beginnt zu meckern, dass es nicht laufen möchte. Dann setzt euch auf den Boden. Orientier dich an den Wünschen deines Kindes in der Natur.

Ihr kommt ins Gespräch über das, was ihr sammelt oder mit allen Sinnen begreift. Euer Blickkontakt baut sich von alleine auf. Dein Kind hört dir wie selbstverständlich zu. Du reagierst intuitiver auf die Gestik und Mimik deines Kindes und versprachlichst die gemeinsamen Aktionen.

Es gibt keinen Plan für die Zeit in der Natur und du und dein Kind könnt euch einfach treiben lassen. Vielleicht sitzt ihr auch eine Stunde auf einem Baumstamm und sucht die Käfer unter der Rinde des Baumes.

Gehe auf die Ideen deines Kindes ein und erweitere sie. Entwickelt gemeinsame Handlungen und erfreut euch an euren Entdeckungen. Gemeinsam wachsen und sich entwickeln macht viel mehr Spaß.

Kaum zu glauben, aber wahr. Innerhalb dieser einen gemeinsamen Stunde im Wald fördert ihr alle Entwicklungsbereiche. Dein Kind hat mit allen Sinnen wahrgenommen und konnte Handlungen und Sprache verknüpfen.

Bewegung - Motorik

Motorisch konntet ihr durch Unebenheiten beim Laufen/ Krabbeln, das Klettern oder Greifen neue Bewegungsabläufe und das Gleichgewicht ansprechen. Die Muskulatur und Beweglichkeit der Lippen-, Zungen- und Wangenmuskulatur wird dadurch ebenfalls aktiviert. Dies hilft bei einem optimalen Lippenschluss, dem vermehrten Schlucken des Speichels, dem Rückzug der Zunge gegen das „Lispeln“, bei einer genauen Aussprache und beeinflusst die Rotation des Kiefers für das Kauen.

Bewegung bringt unsere Gedanken in Fluss und weckt unseren Geist. Das Gehirn wird mit Sauerstoff versorgt und kann somit besser arbeiten. Durch die Aktivität in der Natur kann die angebotene Sprache besser verarbeitet werden.

Im Juli 2018 habe ich in Hamburg, die Namen der Teilnehmer zum Ironman an einer großen Tafel betrachtet und war von der Vielzahl an Professoren und Doktoren fasziniert. Die These, dass Bewegung in der Natur die Hirnleistung positiv beeinfluss scheint gegeben zu sein. Es werden immer wieder Studien zu diesem Thema durchgeführt und Statistiken erstellt. Ein ganz grobes Fazit ist, dass wir Menschen alle verschieden konzipiert sind und egal welche Form der Bewegungen ausgeübt wird, sie ist ein wichtiger Teil unseres Lebens zur Weiterentwicklung.

Dies gilt für jedes Alter. Daher sollten wir am Aufbau und Erhalt unserer Möglichkeiten ebenfalls interessiert sein.

Bewegung - Sprache

Die gemeinsame Zeit in der Natur ohne jegliche Ablenkung schafft es, sich ausschließlich in einem bestimmten Themengebiet zu beschäftigen. Damit verbesserst du das Sprachverständnis durch die vereinfachte Kombination von Sprache und Handlung. Gemeinsame Aktionen werden häufiger wiederholt und somit neue Worte gezielt gespeichert. Diese können in folgenden passenden Momenten von deinem Kind schneller abgerufen werden. Auch die auditive Verarbeitung der Worte sind in ungestörter Atmosphäre leichter und können präzise verarbeitet werden, dass die Artikulation dieser Worte korrekt erfolgen kann.

Aus Wörtern werden Sätze und aus Sätzen werden Geschichten. Je komplexer das gemeinsame Spielen wird, desto mehr Handlungsplanung benötigt dein Kind. Dies überträgt sich daraufhin auch auf die Sprache.

Du orientierst dich an den Spielangeboten deines Kindes. Somit beginnst du bei den Fähigkeiten deines Kindes. Diese erweiterst du ganz natürlich ohne Plan von grammatischen Strukturen oder Inputspezifizierungen aus der logopädischen Therapie.

Dein Kind trägt zum Beispiel das Holz durch den Wald und du beginnst mit ihr/ ihm immer mehr Holz zu sammeln. Am Ende baut ihr aus den Hölzern ein kleines Tipi für die Mäuse des Waldes. Ihr sprecht dabei über euer Vorhaben und dein Kind erkennt die Gesetzmäßigkeiten der Sprache. Diese muss es mit allen Sinnen durch aktives gemeinsames Handeln erfahren. Durch die Planung und Umsetzung entstehen Erzählfähigkeiten, die wir mit Bildkarten am Tisch nicht bilden können.

Im Laufe der Entwicklung kann es zu Blockaden kommen, die die Sprachentwicklung hemmen. Diese benötigen eine genaue Diagnostik und Beratung zur gezielten Lösung der Stagnation in der Sprache.

Die oben beschriebene Stunde in der Natur fördert trotz weiterer Entwicklungsverzögerungen die Bindung zwischen dir und deinem Kind. Es schafft Vertrauen und bringt Ruhe in euern Alltag. Damit alleine hilfst du dir und deinem Kind wieder einen klaren Kopf zu bekommen und zu schauen was dein Kind aktuell benötigt. Oder vielleicht ist auch einfach alles gut.

Ich würde mich freuen wenn du dich mit deinem Kind auf das Experiment einlässt und freu mich über Rückmeldung zu euern Erfahrungen.

Habt eine schöne Zeit in der Natur!

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